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Die Weidelsburg als Wehrbau (04)

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Ein wesentliches Kennzeichen der Weidelsburg ist die Kombinationverschiedener Verteidigungs- und Sicherheitselemente. Die Kernburg mit den zwei Wohnbauten war an allen 4 Seiten mit Zwingerbauten umgeben. Auch die Vorburg mit den zwei Haupttoren hatte die Funktion eines Zwingers. Von den offenen Schalentürmen (Station 9) und Wehrgängen (Station 5) aus war eine effektive Verteidigung nach außen möglich. Die Haupttore waren in ebenfalls schalenartigen Tortürme integriert. Tore und Türen der Wohnbauten konnten im Ernstfall mit großen Sperrbalken „verriegelt“ werden. Die Führungsnuten sind noch in den Türleibungen vorhanden. Den Eingang zum Wohnturm sicherte ein Fallgitter (Station 5). Die Zugänge zur Burg und ihren Wohnbauten wurden zusätzlich durch Wurferker zum Abwerfen von Steinen gesichert.
Insgesamt sind 8 Schalentürme in die Ringmauer eingebaut. Ihre Offenheit zum Zwinger ermöglichte auch die Bekämpfung der in den Innenhof eindringenden
Feinde. Fast alle Schießscharten der Schalentürme und Ringmauerabschnitte sind als „Schlüsselschießscharten“ gebaut. Durch diese
konnte der Feind vor der Burg wirkungsvoll mit Hakenbüchsen beschossen werden. Hakenbüchsen waren einfache Handfeuerwaffen, die seit dem Ende des 14. Jahrhunderts zum Einsatz kamen. Der Haken an dem Rohrende der Büchse wurde hinter dem in der Schlüsselschießscharte eingeklemmten Prellholz oder hinter der Mauer „eingehakt“. Er ermöglichte genaues Zielen und verminderte den Rückstoß. Im Schalenturm der westlichen und nördlichen Ringmauer befanden sich Pforten für eine heimliche Flucht oder um einen in den Graben vorgedrungenen Feind zu bekämpfen. In unsicheren Zeiten waren die Haupttore verschlossen. Die Pforten dienten dann auch als Zu- und Ausgang.